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Passend: Urlaub in Dachau (Kategorie: Orte und Regionen)

Kühle Klammen für heiße Tage
In Oberbayern lässt Urlauber die Sommerhitze kalt

Kühle Klammen für heiße Tage
© Berchtesgadener Land Tourismus GmbH
Bildbeschreibung: Schellenberger Eishöhle


24.08.2019 15:56
Eine Höhle ist in Oberbayern nur schwer zu finden – trotz modernster Technik. Forscher wie Peter Hofmann greifen deshalb oft auf ganz simple Methoden zurück und fragen einfach nach, statt mit komplizierten Geräten zu hantieren: „Meistens sind es die Einheimischen, die genau wissen, wo es in der umliegenden Landschaft noch unerforschte Höhlen gibt“, sagt Hofmann, Mitglied im Verein für Höhlenkunde mit Sitz in München. Jeder neu entdeckte Natur-Tunnel, jeder größere Hohlraum unter der Erdoberfläche wird hier mit Nummer und Skizze in die Datenbank eingespeist, die mittlerweile allein für Oberbayern rund 600 Stück speichert. Jedes Jahr kommen neue dazu – nur die wenigsten können touristisch erschlossen werden. Die zugänglichen Gewölbe sind vor allem in der Hitze des Hochsommers willkommene und spektakuläre Ausflugsziele.

Auf Temperaturen um den Gefrierpunkt müssen sich Hartgesottene einstellen, die sich in die einzige Eishöhle Deutschlands bei Marktschellenberg im Berchtesgadener Land begeben. Bis zu 30 Meter dicke und über 3000 Jahre alte Eismassen erzeugen dort bizarre Formationen und leichtes Frösteln – und das 1.570 Meter über dem Meeresspiegel. Möglich macht’s das Schmelzwasser, das im Frühjahr durch die Spalten und Klüfte in die Höhle dringt und dort gefriert. Die Schellenberger Eishöhle ist deshalb nur von Mitte Mai bis Oktober zugänglich und lässt sich bequem mit einem Ausflug zum erfrischenden Naturspektakel Almbachklamm kombinieren, die sich wenige Kilometer südlich durch den Berg schlängelt. Direkt am Eingang der mit sicheren Steigen erschlossenen Schlucht gurgelt, rattert und klimpert die älteste Kugelmühle Deutschlands; sozusagen die Murmel-Mutter der Nation: Seit 1683 schleift die vom Almwasser gespeiste Mühle schier unermüdlich feinste Marmorkugeln. Die Brocken stammen aus dem Untersberg, dessen mächtigen Kalkstein-Körper über 400 Höhlen durchlöchern – darunter auch einige, die wohl noch kein Mensch von innen gesehen hat.

Zugänglich für jedermann ist dagegen das über 50 Millionen Jahre alte Höhlensystem, das den Gipfel des Wendelsteins durchsiebt. Besucher können nur wenige Meter vom Bahnhof der Zahnradbahn entfernt über 82 Stufen in die Tiefe des Berges steigen. Auf dem rund 170 Meter langen Weg gelangen sie im Zickzack zum so genannten Dom, einem unterirdischen Gewölbe und weiter zum natürlichen Eingang, der tiefsten und damit kühlsten Stelle. „Der Reiz der Wendelstein-Höhle liegt darin, dass man sie ganz alleine erkunden kann“, sagt Höhlenforscher Peter Hofmann, der im Sommer Wanderungen zu den schönsten Grotten rund um seinen Wohnort Oberaudorf anbietet. Weit über 100 hat der 50-jährige Diplom-Kaufmann schon auf der ganzen Welt bereist – und doch kann er sich gerade für die Höhlen der Heimat begeistern, in denen man oft sogar auf den Spuren der Geschichte wandeln kann. Einer der Höhepunkte seiner speziellen Wanderungen ist die Fliehburg „Grafenloch“, die rund 100 Meter über Oberaudorf den Berg höhlt. Auf einer Leiter gelangt man in das steinerne Gewölbe, das der Bevölkerung im Dreißigjährigen Krieg als sicheres Versteck diente. Weiter geht’s zum „Weber an der Wand“, einem Gasthof, halb Haus, halb Höhle. Schon bayerische Könige wie Ludwig II., Max I. und auch der russische Zar Alexander I. sollen die sehenswerte Symbiose besucht haben – heute stärken sich Wanderer hier mit Brotzeiten und genießen die Ausblicke über die Wendelstein-Region und die zackigen Gipfel der Alpenkette. „Dort gibt es noch viele Höhlen zu entdecken“, freut sich der Fachmann und Buchautor Hofmann.

Wer in den alpinen Landschaften Oberbayerns nach weiteren, erfrischenden Abenteuern sucht, wird schnell fündig: Durch die Berge graben sich zahlreiche wilde Klammen und Schluchten – viele davon sind mit Steigen und Tunneln für Besucher erschlossen. Ein ganz neues Spektakel lockt nach Mittenwald in die Zugspitz-Region, wo seit Kurzem die gesamte Leutaschklamm durchwandert werden kann. Ein rund 800 Meter langer Stahl-Steig windet sich nun durch die Schlucht. Zwei neue Rundwege machen zudem die urwüchsige Umgebung der Schlucht erlebbar. Wenige Kilometer weiter in Garmisch-Partenkirchen wartet schon die Partnachklamm: Links und rechts ragen die Felsen bis zu 80 Meter steil in den Himmel. Von oben stürzen kleine Wasserfälle herab. Im Nachbarort Grainau braust das Gletscherwasser der Zugspitze durch die Höllentalklamm. Das tosende Spektakel erleben Besucher auf einem anderthalb Kilometer langen Weg, der über enge Stege, Felstreppen und durch beleuchtete Tunnel führt. Vom Ausgang der Klamm genießt man den Blick auf die Zugspitze.

Dort oben auf rund 2.900 Metern lässt sich ein heißer Sommertag übrigens auch sehr gut aushalten: Das Thermometer klettert so gut wie nie über die 15 Grad-Marke. Wer den Gipfel oder die umliegenden Berge per Pedes erklimmen möchte, „sollte an heißen Tagen möglichst früh aufbrechen“, rät Robert Krinninger, staatlich geprüfter Berg- und Skiführer aus Garmisch-Partenkirchen. Und zudem schon vor dem Start viel trinken. „Generell sollte man seine Touren auf die Hitze abstimmen“, sagt der 48-Jährige, der als eine Art alpiner Personal-Coach Gäste auf die Berge führt. Beim Abstieg also die Route durch den kühlen Wald vorziehen und, falls möglich, den auserkorenen Berg über die schattige Nordseite erklimmen. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann den Profi zu Tagessätzen ab 250 Euro buchen und kann sich auf ungetrübten Wanderspaß in den oberbayerischen Alpen freuen.

Zahlreiche Routen durch schattige Wälder und an kühlen Ufern hat die Ammerschlucht zu bieten, die auch als „Grand Canyon“ Oberbayerns bezeichnet wird. Das ursprüngliche Naturschauspiel erstreckt sich zwischen dem Pfaffenwinkel und der Zugspitz-Region. Von Rottenbuch aus geht’s über abenteuerliche Pfade am glasklaren Fluss entlang – unterwegs laden zahlreiche kleine Buchten zum Baden und Pausieren ein.

Ursprüngliche Natur lässt sich auch in der Chiemsee-Region entdecken, zum Beispiel auf der zwölf Kilometer langen Etappe des „Prientalwanderweges“, der Aschau mit Sachrang verbindet. Auf der eher flachen Tour passiert man Schluchten, Wälder und Wasserfälle. Letztere gibt es auch im Tölzer Land zu sehen: Nur rund anderthalb Stunden von Kochel am See aus türmen sich die imposanten Kaskadenwasserfälle des Lainbachs auf, die sich urwüchsig ihren Weg durch den Fels bahnen. Ein natürliches Kneippbecken erreichen Wanderer bequem vom Parkplatz der Herzogstandbahn bei Walchensee aus, wo in der nahen Schlucht das seichte, flache Flussbett des Dainingsbaches dazu verführt, Schuhe und Strümpfe auszuziehen und durch das Wasser zu waten. An tieferen Stellen kann man sogar im glasklaren Bach schwimmen.

Direkt zu idyllischen Badestellen mitten in der Natur führen zahlreiche Touren rund um den Tegernsee. Von Rottach-Egern aus folgt man dem Pfad Richtung Moni-Alm und Suttensee. Unterwegs bieten sich ein keltischer Baumkreis sowie meterhohe Wasserfälle zu einer kleinen Pause an, bevor man dann nach rund zwei Stunden Gehzeit am Ufer des Sees die Seele baumeln lassen kann. Wer sich lieber mit einem eiskalten Klosterbier erfrischen möchte, kann von Herrsching aus nach Andechs wandern. Die rund vier Kilometer lange Strecke führt durch die klare Luft des Kientals, einem imposanten Relikt der Eiszeit. Oben angekommen, kann man sich im Klosterbiergarten stärken und dabei den Blick über das Fünf-Seen-Land schweifen lassen.

Auch das Münchner Umland bietet an heißen Tagen die Möglichkeit, nach Herzenslust durch kühle Wälder zu streifen und die Füße im Fluss zu kühlen: Die Künstlerkolonie Dachau etwa ist ein idealer Ausgangspunkt für entspannende Wanderungen entlang des Amper-Ufers.

Weitere Informationen unter www.oberbayern.de

Der Tourismusverband München-Oberbayern e.V. ist der touristische Dachverband im Regierungsbezirk Oberbayern. Der größte touristische Verband Deutschlands bündelt die Interessen von über 300 Mitgliedern und steht für 30 Millionen Übernachtungen (in Betrieben ab neun Betten).